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Schauwerkstatt in Neuruppin

09.05.2008

Märkische Allgemeine – Glänzende Aussichten im Handwerk – Bodo Knauer (26) ist seit zwei Jahren selbstständiger Goldschmied – jetzt eröffnet er eine Schauwerkstatt in Neuruppin

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Schon als Kind fühlte sich Bodo Knauer von Glanz und Glitzer magisch angezogen. Goldschmied zu werden – das war sein Traum. Jetzt hat der 26-Jährige an der Neuruppiner Schifferstraße eine Schauwerkstatt eröffnet.

Von Juliane Becker /

NEURUPPIN Schmuck? Der einzige, den Bodo Knauer selbst je getragen hat, war ein Zungenpiercing. Nach einer Mandeloperation hatte sich’s was mit dem Metall im Mund. Selbst seinen Verlobungsring trägt der 26-jährige Goldschmied ganz selten.

Dabei liebt Bodo Knauer alles, was glitzert. „Ich war schon immer eine richtige Elster”, sagt er. Ein Armreif im Dreck, das Tafelsilber der Eltern – nichts, was irgendwie funkelte, war vor ihm sicher. An ihm allerdings sah man es selten glitzern, und eine seiner heutigen Kreationen zu tragen, käme für Bodo Knauer nicht in Frage. Seine Entwürfe findet er selbstbewusst klasse, aber der kleinste Kratzer im Silber würde ihn „wahnsinnig” machen: „Da bin ich zu sehr Perfektionist und müsste nur ständig daran rumschleifen.”

Beruf und Berufung hat der Brunner darin gefunden, andere Leute zu schmücken. Als er ein Jahr vor dem Abi auf einem Markt die in seinem Heimatdorf ansässige Goldschmiedin Rima Chamaa traf und ihren Schmuck bestaunte, sah er in eine glänzende Zukunft. Noch während der Schulzeit – „das Abi hätte ich zwischendurch am liebsten geschmissen” – wurde er Praktikant in Rima Chamaas Werkstatt. Regelmäßig fuhr er zu Messen, sah sich auf Märkten um, hinterließ bei Meistern seiner Zunft erste Duftmarken. Die waren begeistert von dem jungen Talent. „Irgendwie bin ich gut angekommen”, sagt Bodo Knauer und zwinkert verschmitzt. Gleich zwei Goldschmiedemeister boten ihm Lehrstellen an.

In Berlin-Dahlem begann Knauer schließlich seine Ausbildung. Den Umgang mit Diamanten, Feilen, Silber, Sägen und Gold lernte er bei einem Meister der alten Schule, den er bis heute vor allem wegen seiner Eigenheiten schätzt. „Goldschmiede sind alle ein bisschen mit Sie anzusprechen”, sagt Bodo Knauer. Früher fand er das kauzig. „Aber inzwischen bin ich selbst so”, sagt er und grinst.

Was der Brunner mit dem rot schimmernden Bart meint, wird klar, wenn er sich im Ledersessel seiner neuen Schauwerkstatt an der Neuruppiner Schifferstraße zurücklehnt und über Schmuck spricht. Schlicht liebt er ihn und ergreifend. Raffiniert eingefasste, kleine Steine sind eines seiner Markenzeichen. Perlmutt verarbeitet er genauso wie Bernstein oder blankpolierte Kokosnuss. Schwarze Perlen haben es ihm angetan, besonders aber Ecken und Kanten. „Im Schmuck, den man baut, manifestiert sich der Charakter”, sagt Bodo Knauer. Das klinge jetzt ein bisschen hochtrabend, na ja, und philosophisch, schiebt er schnell hinterher – „aber so ist es.”

Seine ganz eigene Goldschmiedehandschrift hat in den vergangenen zwei Jahren Form angenommen. Nach der Lehre hatte sich Knauer mit seiner ersten eigenen Werkstatt im ehemaligen Hobbykeller seines Brunner Elternhauses selbstständig gemacht. Dort nahm er Auftragsarbeiten an, setzte aber zunehmend auch eigene Entwürfe um – bis zur ersten richtigen Schmuckkollektion.

Die ist schnörkellos vielseitig. In der schlichten, bewusst minimalistisch bestückten Vitrine seiner Werkstatt finden sich klassische Perlen- und Perlmutt-Ohrhänger ebenso wie knauerisch kantige Ringe.

Die Stücke sind so unterschiedlich wie die Kunden. Einige kommen, sehen und kaufen, andere müssen über eine Schmuckreparatur Vertrauen aufbauen, bevor sie sich für ein kostspieliges Weihnachtsgeschenk nach individuellen Vorstellungen entscheiden. Bodo Knauer lässt sich auf jeden ein, nimmt sich Zeit, wenn der Kunde sie braucht. Er sieht sich als Dienstleister: „Was ein Goldschmied verkauft, ist nicht der Schmuck, sondern das gute Gefühl”, sagt er.

Beim Einrichten seiner Atelier-Werkstatt hat Knauer deshalb auf einen Mix aus Zweckmäßig- und Gemütlichkeit gesetzt. Auf dunkelbraunem Laminat steht gegenüber der Werkbank aus massiver Eiche eine Sitzgruppe mit Sesseln zum Kaffeetrinken und Versinken. Für Beratungsgespräche, die beim Kauf von Eheringen schon mal ein paar Stunden dauern können.

Von seinem eigenen Laden, sagt Knauer, habe er immer geträumt. Mit dem Geschäft hinterm großen, offenen Schaufenster will er zeigen, „dass ich alles, was ich verkaufe, selbst mache – mit meiner Hände Arbeit.” Viele hätten den Bezug zum Handwerk verloren. „Wenn die Leute sehen, wer den Schmuck macht, wird er gleich individueller.”

Offen ist für den 26-Jährigen eigentlich nur noch ein Traum: so schnell wie möglich den Meisterbrief in der Tasche zu haben. „Der Titel muss her”, sagt er mit funkelnden Augen. „Einerseits für mein Ego, andererseits für die Kunden.” Auf die Prüfung bereitet sich der Goldschmied nach Knauer-Art vor: nach einem individuellen Lehrplan und – mit dem Hang zur Perfektion.

Info: Die Schauwerkstatt im Haus Schifferstraße 20 wird am Sonnabend, 17. Mai, ab 16 Uhr offiziell eröffnet.

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Herr der Ringe Goldschmied Bodo Knauer

13.03.2008

Märkische Allgemeine – BRUNNE Bodo Knauer trägt keinen Schmuck. “Das würde ich nicht verkraften”, sagt er.

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Bei jedem Blick auf den Ring, bei jedem Abmachen des Armreifs würde sie ihm sofort ins Auge springen: die Macke, der winzige Fehler, der einem Laien niemals auffallen würde.

Aber Bodo Knauers geschultem Auge entgeht nichts. Nicht der kleinste Kratzer, nicht die minimalste matte Stelle. “Um Schmuck zu tragen, bin ich zu sehr Perfektionist. Das ist eine Berufskrankheit”, erklärt er.

Werkstoff verflüssigen

Deswegen verkauft er seine Kreationen lieber an andere. Im Keller seines Elternhauses in Brunne hat sich der Goldschmied vor Kurzem selbstständig gemacht.Feilen und allerhand kleine Metallstücke liegen auf der hölzernen Werkbank. Konzentriert schiebt Bodo Knauer das, was einmal ein Ring werden soll, über den Ringriegel, einen konisch zulaufenden Stahlstab, und klopft behutsam mit dem Hammer auf das Metall. Bis vor ein paar Monaten war hier der Hobbykeller der Familie. Bodo Knauer ist es leicht gefallen, nach seinen Lehrjahren in Berlin wieder in sein Heimatdorf zurückzukehren. “Mir gefällt es hier”, sagt er. Dass es schwierig werden könnte, in der Gegend genügend Kunden zu finden, glaubt er nicht. “Einfach rumsitzen und warten funktioniert natürlich nicht. Man muss sich bewegen, dann klappt es auch”, ist er sich sicher. Auf Dorffesten hat er seine Schmuckstücke schon gezeigt und bald will er seine Schätze auch über das Internet verkaufen. Denn Bodo Knauer ist in erster Linie eines: Dienstleister und Handwerker.

Als Künstler sieht er sich nicht. “Kunst ist ‘ne feine Sache, aber dafür fehlt mir der Weltschmerz”, erklärt er. Dass er später einmal ein wahrhaft goldenes Handwerk lernen würde, war dem Brunner jedoch recht früh klar. Schon als Dreijähriger habe er auf dem Wohnzimmerteppich gesessen und das Tafelsilber poliert. “Ich war schon immer eine kleine Elster” – nicht, weil er gerne mal was mitgehen lässt, sondern weil ihn alles, was glitzert und funkelt, sofort fasziniert. “Es gibt nichts Schöneres, als über eine taubedeckte Wiese zu wandern. Ich stelle mir dann vor, es wäre ein Meer aus Diamanten”, sagt der Brunner, der es in Sachen Schmuck eher schnörkellos mag. “Sehr schlicht, sehr ergreifend”, müssen seine Stücke sein. Sein Steckenpferd sind Ringe mit einem feinen, nicht zu großen Stein. Von dem Wort Design hält er dabei nicht viel. “Das Wort ist völlig überstrapaziert. Selbst eine Klobrille ist ja heutzutage schon designed”.

Dass das Goldschmiedehandwerk immer noch überwiegend in Frauenhand ist, erklärt er sich so: “Frauen sind geduldiger. Bei Männer muss es immer schnell gehen, das Ergebnis der Arbeit sofort sichtbar sein. Aber in dem Beruf muss man Geduld haben “, sagt Bodo Knauer. Auch er selbst hat seine ersten Schmiedeversuche bei einer Frau gemacht: Bei Brunnes Goldschmiedin Rima Chammaa absolvierte er schon zu Schulzeiten ein Praktikum. Dass seine frühere Lehrerin nun Konkurrenz durch ihren eigenen Schüler bekommen hat, findet er unproblematisch. “Unsere Stile sind ganz unterschiedlich. Brunne ist groß genug für zwei Goldschmiede”.

Marion Kaufmann

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Den Traum vom Meisterbrief erfüllt

12.11.2009

Märkische Allgemeine – Der Neuruppiner Goldschmied Bodo Knauer hat sich den Traum vom Meisterbrief erfüllt.

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Da war ein Meister am Werk. Blankpoliertes 950er Palladium. Akkurat aufgereihte Zwei-Millimeter-Brillanten. Trick-17-Sicherheitsverschluss. Lückenlos schließendes Horizontalscharnier. Der Armreif mit dem Wert eines Kleinwagens liegt schwer in der Hand. Für jeden Anlass ist er nicht gemacht mit seiner Form. Eher für einen Abend, an dem eine Dame mit exklusivem Geschmack einfach nur schön dasitzen muss.

Das mit 3,55 Karat besetzte Glanzstück hat Bodo Knauer den Titel eingebracht. Dank Armreif ist der Neuruppiner Goldschmied jetzt Meister. Mächtig stolz ist er auf sein Werk. Damit zufrieden? Niemals. „Das Problem mit der Perfektion ist, dass es hundert Prozent nicht gibt“, sagt der 28-Jährige. Er selbst trägt keinen Schmuck. Jede Macke daran würde ihn unruhig werden lassen.

Auch bei seinem Meisterstück musste Bodo Knauer Kompromisse machen. „Der Reif ist leider sehr weich“, sagt er. „Ich würde ihn nicht noch mal in dieser Legierung bauen.“ Platin – das wär’s gewesen. Doch finanziell war nur das optisch ähnliche Palladium drin. Und dann kam diese Prüfungskommission. Ursprünglich hatte Bodo Knauer seinen Reif recht schnörkellos entworfen; optisches Highlight sollten die Brillanten sein. Aber der Kommission in Dresden war das zu wenig, als der Neuruppiner seinen ersten Entwurf präsentierte. Die Jury verlangte weitere Gestaltungselemente. Und das von Bodo Knauer! Dem, der’s beim Schmuck schlicht und ergreifend mag. „Ich wollte schon hinschmeißen“, erinnert er sich. „Aber dann hab ich ihnen ein Schnippchen geschlagen.“
Die Lösung: ein sogenanntes Wechselelement. Tage- und nächtelang feilte Bodo Knauer an einem aufklappbaren Aufsatz aus 585er Gelbgold, das sowohl am Armreif als auch als Kettenanhänger getragen werden kann. Aus einem Meisterstück wurde so eine kleine Kollektion, die schließlich überzeugte.

Endlich zahlten sich Strapazen und Mühen aus: Ein Dreivierteljahr lang hatte Bodo Knauer freitags und sonnabends im Dresdner Meistervorbereitungskurs der Handwerkskammer die Schulbank gedrückt. An den übrigen Tagen lief das Geschäft in seiner Schauwerkstatt an der Neuruppiner Schifferstraße weiter. Für sein Meisterstück hatte der Goldschmied schließlich 14 Tage Zeit. Er legte alles hinein, was ihm andere Meister mit auf den Weg gegeben hatten.

Bodo Knauer, der sich von Glanz und Glitzer schon als kleiner Junge magisch angezogen fühlte, bewarb sich noch während der Schulzeit als Praktikant bei Rima Chamaa, einer Goldschmiedin aus seinem Heimatdorf Brunne. Er fuhr zu Messen, hinterließ Eindruck und bekam schließlich eine Lehrstelle in Berlin-Dahlem. Mit einer Werkstatt im Keller seines Elternhauses machte er sich selbstständig; seit anderthalb Jahren betreibt er die Schauwerkstatt in Neuruppin. Der Meistertitel – das war sein größter Traum. Schon wegen der Eltern, die ihren Jungen eigentlich studieren sehen wollten. Den kleinen Meisterbrief hat Bodo Knauer deshalb seinem inzwischen sehr stolzen Vater geschenkt. Den großen Brief, den er am Sonnabend bekommt, will der junge Goldschmied im Laden aufhängen. Er zeige schließlich, dass hier jemand Schmuck macht, der sein Handwerk versteht. „Mit dem Titel ist man über jeden Zweifel erhaben“, sagt Bodo Knauer. „Und gut fürs Ego ist er auch.“

Bodo Knauers Meisterfeier ist für Sonnabend, 21. November, von 11 bis 19 Uhr in seiner Schauwerkstatt im Haus Schifferstraße 20 geplant.

Juliane Becker

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Goldschmiede Knauer

Offene Werkstatt in Neuruppin
Präsidentenstraße 32
16816 Neuruppin
Tel.: +49 (0)3391 85 35 95

Öffnungszeiten

Mo-Fr: 10-18 Uhr
Sa: nach Vereinbarung